Jasmin Lehmers Serie "Parallel Lines" hält den Blick aus dem fahrenden Auto oder Zug fest. Die uns umgebende Welt wird auf ihre geometrischen Formen reduziert und wirkt auf einmal konstruiert und nur noch von formaler Wichtigkeit.
Die Farben lassen dabei teilweise eine ganz klare Assoziation zu Natur oder Architektur zu und füllen die Fotografie so mit Inhalt. Oft ist aber auch kein Rückschluss mehr auf das Abgebildete möglich. Die Arbeiten erhalten eine rein abstrakte Qualität und wirken auf den ersten Blick teils wie Malereien oder Grafiken.
Wir sehen Naturaufnahmen, durchzogen von menschengemachten Elementen wie Straßen, Leitplanken und Solarzellen. Von der eigentlichen Vorstellung von Natur, die ohne Zutun des Menschen existiert und sich entwickelt, ist hier fast nichts mehr erkennbar. Letztlich stellen wir fest, dass die uns umgebende Landschaft zunehmend vom Menschen geformt, ja nahezu konstruiert wird: Gleichmäßig gepflanzte Alleen, geradlinig abgegrenzte Wiesen und Felder, von der Autobahn durchschnittene Wälder.
So unterschiedlich die Fotografien auch sind, verschmelzen sie doch zu einem Gesamteindruck von Landschaft, der einheitlich wirkt und verdeutlichen soll, wie stark der Mensch in seine Umwelt eingreift und wie viel von der eigentlichen Vielfalt verlorengeht.
Diese ursprüngliche Formenvielfalt deutet Jasmin Lehmer in den Serien „Wanderschaft“, „Dickicht“ und „verliebte Bäume“ an. Trotz der Reduktion auf Schwarzweiß und der damit einhergehenden Verfremdung ist hier Natur im eigentlichen Sinne abgebildet: wild und ungezähmt und frei von der strengen Geometrie menschengemachter Architektur.
Ergänzt wird die Ausstellung durch Videos, in denen einzelne Motive der „Parallel Lines“ wieder aufgegriffen und dynamisiert werden, wodurch das Zusammenspiel von Formen, Linien und Flächen noch mehr in den Vordergrund rückt.